Keilwirbel

Keilwirbel gehören zu den angeborenen Missbildungen der Wirbelsäule, sie entstehen also nicht durch falsche oder übermäßige Bewegung beim der Caniden.

Angeborene Wirbelmissbildungen, wie auch „Knickruten“ (Korkenzieherrute) treten besonders bei brachicephalen Rassen (Mops, Englische Bulldogge, Französische Bulldogge, Pekingese, Boston Terrier) auf. Beurteilt werden das Auftreten von Wirbelkörpermissbildungen (Keil-, Block-, Übergangswirbel), das Abweichen von der normalen Wirbelanzahl, Veränderungen im Bereich der Dornfortsätze und das Vorkommen von Spondylosen (Bei einer Spondylose wird der instabile Zwischen-Wirbelbereich durch knöcherne Strukturen überwachsen und bei vollständiger Ausbildung stabilisiert).

Keilwirbel sind die am häufigsten vorkommenden Wirbelkörpermissbildungen [WHEELER 1995, Meyer 2012].

Keilwirbel treten häufiger in der Brust- als in der Lendenwirbelsäule auf, und zwar vor allem im Bereich Th 6 und Th 8. Es besteht keine Geschlechtsdisposition. (Offizielle Keilwirbel-Röntgenuntersuchung)

Keilwirbel- Entstehung, Vorkommen und Klinik Einleitung

  • Es wurde schon früher Hundezucht zur Verstärkung bestimmter positiver Eigenschaften und Selektion auf bestimmte Körperformen betrieben.
  • Beim Wechsel vom Arbeits- zum Begleithund hatte die Zucht keine Funktionsbasis mehr. D
  • as Auftreten von Keilwirbel wird schon seit über 100 Jahren beschrieben.
  • Meist kommen Keilwirbel bei kleinen, brachycephalen Rassen mit korkenzieherförmigen, verkürztem Schwanz („screw- tailed“ Rassen) vor
    der Schwanz selber besteht aus Keilwirbeln.
  • Eine Zucht auf eine solche Schwanzform führt auch zu einem erhöhten Risiko von Keilwirbeln in anderen Bereichen der Wirbelsäule

Entstehung von Keilwirbeln

  • Die Verknorpelung der primordialen Wirbel während der Embryogenese erfolgt über 3 paarige Knorpelzentren, die am Schluss verschmelzen und dann verknöchern (Ossifikationszentren).
  • Der knorpelige Wirbel dient bei Entwicklung des fetalen Skeletts als Platzhalter für den späteren Knochen.
  • Keilwirbel entstehen durch eine mangelhafte Ernährung des fetalen Knorpel, durch die schlechte Blutversorgung kommt es zu einer Deformation des späteren Knochens.
  • Da spassiert oft bei chondrodystrophen Rassen (chondrodystroph= Störung der Knorpelbildung).
    1. Es sind zwei mögliche Formen von Keilwirbeln vorhanden:einfacher/ unilaterale Keilwirbel.
    2. doppelter/ bilaterale Keilwirbel
  • Keilwirbel können einzeln oder zu mehren vorliegen

Formen von Keilwirbeln

  1. Einfacher/unilateraler Keilwirbel
    • Entsteht durch eine asymmetrische Entwicklung der Wirbelkörperhälften zueinander
    • Er ist keilförmig
    • Das schmalere Ende kann nach oben, unten oder zur Seite gerichtet sein
  2. Doppelter/bilateraler Keilwirbel
    • Entstehung durch eine fehlende Fusion der Ossifikationszentren der linken und rechten Hälfte des Wirbelkörpers
    • Er ist schmetterlingsförmig (Butterfly vertebra)

Betroffene Rassen

  • Ein Vorkommen von Keilwirbeln vor allem bei chondrodystrophen Rassen:
  • Es gibt aber auch Fälle bei:
    • Dobermann
    • Pinscher
    • Westhighland White Terrier
    • Foxterrier
    • Yorkshire Terrier
    • Beagle
    • Zwergspitz
    • Rottweiler
    • Pekinese
    • Mischlinge

Lokalisation

  • Meist kommen Keilwirbel im thorakalen Bereich der Wirbelsäule vor
  • Oft im Bereich vom 5. bis zum 9. Thorakalwirbel

Mögliche Symptome

  • Symptome sind abhängig von Lokalisation und Anzahl der betroffenen Wirbel
  • Die Tiere sind oft symptomfrei oder die Symptome verschwinden nach Ende des Wirbelwachstums (etwa 9 Monate)
  • Eine Symptomatik entsteht durch Krümmung der Wirbelsäule und Druck von Wirbeln gegen das Rückenmark bis hin zur Rückenmarksdurchtrennung
  • Bewegungskoordinationsstörungen, Lähmung
  • Verminderte Reflexe und Stehvermögen sowie Muskelatrophie Hintergliedmaßen
  • Schmerz der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte
  • Kyphose, Skoliose, Lordose
  • Inkontinenz von Kot und Urin

Erbgang

  • Keilwirbel sind erblich.
  • Der Erbgang bei Französischen Bulldoggen und Möpsen ist noch ungeklärt.
  • Vermutlich ist mehr als ein Genort beteiligt.
  • Beim Deutsch Kurzhaar und Schäferhund besteht ein autosomal rezessiver Erbgang.
  • Beim Mensch ist eine familiäre Häufung vorhanden.

Zuchtstrategien

Probleme:

  • limitierter Genpool, sodass auch rezessive Defekte zum Vorschein kommen.

Lösungsansätze:

  • Internationale Genbanken mit Sperma von verschiedenen Populationen.
  • Neue Zuchtstandards.
  • Tierkennzeichnungen und Pedigreechecking vor Verpaarungen.
  • Vorherige Zuchtprüfung durch tierärztliche Untersuchung.
  • Zwischen zwei Rassen kreuzen, nach drei- bis viermaligem Rückkreuzen mit diesen Hunden weitermachen.
  • Marker entwickeln um verantwortlichen Gene zu identifizieren

Quelle: Tierärztliche Hochschule Hannover Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Eva Schlensker)